“ERNTEDANKFEST”
Eine kurze Einführung von Marie-Ann Schwenk
Im Obstgarten werden mache Äste von Stangen gestützt, karren um Karren wird in den Keller gefahren und ein Reichtum an Gaben und Düften erfüllt das Land. Auf den Strommasten versammeln sich zwitschernde Zugvögel. Der Sommer ist vorbei und das Kommen und Gehen im Kreislauf des Lebens nimmt seinen leisen und wehmütigen Lauf! Leise säuselt der Wind durch die Bäume und dreht die Blätter für ihren letzten, bunten Tanz.
Sobald sich die ersten Nebelfelder über die frühen Morgenstunden legen und die Hitze des Sommers nur noch Erinnerung ist, beginnt der Maler Herbst mit seinem Werk und das zunächst an den Blättern. Diese Zeit, in der Tage spürbar kürzer werden, gilt nicht nur dem Welken, sondern auch dem Reifen. Jetzt kann das geerntet werden, was seitdem Frühjahr mühsam auf dem Acker und in den Beeten gezogen worden ist. Frisch geerntet Gemüse und Früchte beleben den täglichen Tisch. Noch dazu schüttet die Natur aus ihrem Füllhorn Beeren, Pilze und Wildfrüchte ganz umsonst dazu. Eberesche, Schlehdorn, schwarzer Holunder, Preiselbeeren und Wacholder liefern wunderbare Grundzutaten für Liköre, Sirups, Marmeladen und Weine.
Der Dichter Friederich Hebbel hat in seinem Gedicht „Herbstbild“ die Erhabenheit dieses Naturwunders in eindrucksvolle Worte gefasst:
„Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! Die Luft ist still, als atmete sie kaum, Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah, Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur! Dies ist die Lese, die sie selber hält, Denn heute löst sich von den Zweigen nur, Was von dem milden Strahl der Sonne fällt!“
Nach der uralten Tradition, dem Himmel für die Gaben der Erde zu danken, wird dann auch am ersten Sonntag nach Michaeli (29.09.), das Erntedankfest gefeiert. Der Dank dafür, dass in allem Welken und Sterben, bereits der Keim für das neue Leben liegt. An den Ästen bilden sich bereits die Knospen für die neuen Blüten und im Gedenken an das Verflossene, ist bereits die Freude auf das Kommende bereit. Der Kreis des Lebens steht niemals still!
Mit blühend-bunten Herbstgrüssen verbleibe ich Ihre und Eure „Wanderköchin“
Marie-Ann Schwenk
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