DIE LIEBLINGSSPEISEN DES FRIEDRICH VON SCHILLER
Eine kurze Einführung von Marie-Ann Schwenk
Als am 10. November 1759 Johann Christoph Friederich Schiller als zweites von sechs Kindern des Wundarztes Schiller und seiner Frau Elisabeth in Marbach am Neckar geboren wurde, hatte wohl noch niemand eine Ahnung davon gehabt, welch ein Literatur-Genie gerade das Licht der Welt erblickt hatte.
Mutter Schiller ist eine praktisch erzogene, haushälterisch begabte Wirtstochter, die in der schwäbischen Küche sehr bewandert ist und damit auch die Mahlzeiten der ersten Jahre ihres Sohnes prägt. Viel gut-bürgerliches Ambiente oder gar Luxus hatte der junge Schiller jedoch nicht gekannt. Und er mußte, trotz seiner früh auffallenden ausgezeichneten Begabung, bereits vorzeitig die Schule verlassen, um als Tagelöhner zu dem Lebensunterhalt für die Familie beizutragen, bis seine Mutter 1773 eine Stelle auf der Militärschule für ihn erbettelt hat.
Sein Leben in der Militärakademie war kein Zuckerschlecken, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Vom Aufstehen um 5 Uhr bis zum Schlafengehen um 21 Uhr, war fast jede Minute verplant. Als Schiller 1780 seine Dissertation zum Arzt besteht und sofort zum Regimentsmedicus avancierte, war es kein Wunder, dass allabendliche Wirtshausbesuche für die harten Akademiejahre entschädigen sollten. Burgunder Schunken in Petersiliengelee mit Kopfsalat wurde in dieser Zeit zu seinem Leibgericht. Sein Gedicht „Punschlied“ zeugt davon, dass er sich von alkoholischen Genüssen gerne zu literarischen Ergüssen inspirieren ließ.
Kurze Zeit später, war Vater Schiller als herzoglicher Gärtner im Schloss Solitude eingestellt worden und es wurde im Schlösschen von den herzoglichen Jägern kräftig aufgetischt. Bei seinen Besuchen erhielt auch Schiller Köstlichkeiten wie z.B. Rehschäufele mit Semmelknödel und Pilzen aus dem Solitude-Wald, kalte Apfelsuppe mit allerlei Beeren und Calvadoscreme sowie Mutter Schillers Grießklößchensuppe serviert. Schaffensmäßig war das junge Genie in dieser Zeit durch die feudalherrschaftlichen Fesseln zum offiziellen Duckmäusertum verurteilt. Der Herzog hatte sämtliche Gesuche Schillers zwecks Abschied aus dem Militärdienst, Einrichtung einer privaten Arztpraxis, Ausübung der schriftstellerischen Tätigkeit und Entfernung zu Studienreisen ins Ausland abgelehnt worden. So entstanden heimlich einige der größten Schätze der Weltliteratur. „Die Räuber“ schrieb Schiller zum größten Teil bei Kerzenschein und ließ die erste Auflage des Werkes heimlich und auf eigene Kosten drucken. Als das Stück 1782 im Mannheimer Theater Uraufgeführt wurde, schrieb ein Augenzeuge:“ Das Theater glich einem Irrenhaus, geballte Fäuste und stampfende Füße! Fremde Menschen fielen einander schluchzend in die Arme und Frauen wankten, einer Ohnmacht nahe zur Türe.“
Ab jetzt hält den Trotzkopf nichts mehr in seiner verhassten Herzogstadt und er begibt sich mit seinem Freund Andreas Streicher auf die Reise, die oftmals mehr den Charakter einer Flucht hat. Geldsorgen sind ab jetzt ebenso treue, wie ungeliebte Begleiter seiner Lebensstationen.
In der Mannheimer Zeit um 1783, wäre es wohl zu einem vorzeitigem Ende seines literarischen Wirkens gekommen, wenn ihn nicht das Ehepaar Hölzel, brave Wirtsleute, kostenlos beherbergt, versorgt, ihm ihr Erspartes gegeben und ihn mit Schupfnudeln auf Sauerkraut, Bauernhuhn an Lorbeer, Forelle aus dem Sud und Blankenhainer Kirschkuchen durchgefüttert hätten. Noch in seinen Tagen als Professor in Jena schwärmt Schiller von diesen Gerichten.
Als Schiller 1790 die adelige Charlotte Louise von Lengenfeld heiratet und mit ihr einen Hausstand in Jena gründet, werden die Schaffensperioden nicht nur ruhiger, sondern auch sein privates und wirtschaftliches Leben geordneter. Dies hinterlässt auch seine Spuren auf dem Speiseplan und bald heißt es, dass „Speisen bei Schillers ein Déjeuner bei Königs ist“. Und Gerichte wie Lollos feiner Rinderbraten, toller Hecht, Entenbrust an Morchelsauce, Filets vom Zander auf Zitronenmoussseline, weißes Mousse mit Beeren und Champagner mit dem zarten Aroma von Holunderblüte werden nun nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein.
Schiller ließ noch Werke wie „Wilhelm Tell“ und viel mehr aus seiner Feder quellen. Da er jedoch sein ganzes Leben lang krank gewesen war, grenzte seine relativ lange Lebenszeit an ein Wunder. Am 09. Mai 1805 konnte selbst seine hochgelobte „Schwiegermuttersuppe“, seinem Körper keine Kraft mehr geben und er verstarb im Kreise seiner Lieben.
Mit literarisch-kulinarischen Grüßen verbleibe ich Ihre und Eure „Wanderköchin“ Marie-Ann Schwenk
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