Die Küchen in Ostpreussen
Eine kurze Einführung von Marie-Ann Schwenk
Nach der Gründung des deutschen Kaiserreiches 1871 in Versailles, war Ostpreußen bis 1945 der nordöstlichste Landesteil Deutschlands. In der Hauptstadt Königsberg, krönte sich der brandenburgische Kurfürst Friederich III. 1701, als Friederich I. selber zum König in Preußen.
Durch die geographisch exponierte Lage an der russischen Grenze hatte es eine Frontstellung im ersten Weltkrieg. Durch den Versailler Vertrag, wurde Ostpreußen vom übrigen Reichsgebiet abgetrennt, als Westpreußen zwischen Polen und der Freien Stadt Danzig aufgeteilt wurde. Flucht und Vertreibung ab 1945, sowie die Gewaltexzesse durch die Rote Armee, machten Ostpreußen zum Symbol für die Schrecken des Krieges und auch für die Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung. Der überlebende Teil der Zivilbevölkerung wurde bis 1947 fast vollständig aus ihrer Heimat in den, noch verbliebenen Teil Deutschlands vertrieben.
1950 erkannte die DDR die „Oder-Neiße-Linie“ als östliche Grenze an und Ostpreußen stand größtenteils unter polnischer Verwaltung. 1975 wurde das polnische Ostpreußen in vier Regierungebezirke aufgeteilt. Ab dem 01. Januar 1999 bildet der polnische Südteil Woidwodschaft Ermland-Masuren mit der Hauptstadt Olsztyn und der nördliche Teil bildet das russische Gebiet Kaliningrad (Königsberg) mit der gleichnamigen Hauptstadt.
In der nostalgischen Erinnerung, wird vielfach dazu geneigt, ausschließlich die stilvollen Gutshäuser von wohlhabenden Großgrundbesitzern, sowie gutbürgerliche Kleinstädte zu porträtieren. Dabei gerät der Großteil der Bevölkerung von armen, ausgebeuteten Landarbeitern und Hausangestellten, und das sogar schon im Kindesalter, leicht in Vergessenheit. Zu strahlend schön, ist der Nachklang der herrlichen Bilder von adeligen Herrenhäusern, der reichen Salons, Jagd- und Landpartien und riesigen Familienfeiern.
Nicht zuletzt seiner berühmten Küche, hatte es Ostpreußen zu verdanken, dass es weitaus mehr in Erinnerung gehalten worden ist, als andere Teile des alten Reiches.
Aufgrund der geographischen Lage und des Klimas, ist der Grundzug der ostpreußischen Küche zwar schwer und massiv, hat jedoch die Qualität, lange in der Wirkung anzuhalten.
Dafür sorgten die dominante Verwendung von Schmand und geräuchertem Speck in vielen Speisen. Da die alten ostpreußischen Winter nicht selten Temperaturen von minus 30 Grad aufwiesen, musste neben dem „kernigen“ Essen auch oft ein hochprozentiger Abschluss dabei sein, um den Tagesablauf durchzustehen.
Auch ohne große Gutsherrenküchen, können wir uns heute noch an Gerichten wie Königsberger Klopsen, ostpreußischem Bauernfrühstück, Weinsuppe, Schmandsalat, Truthahn mit Maronenfüllung, Fischklopsen in Specksauce, Teltower Rübchen, Quarkkaltschale, gerösteter Zuckercreme, Markstörtchen und vielem mehr freuen.
Mit nostalgisch-kulinarischen Grüßen verbleibe ich Ihre und Eure
„Wanderköchin“ Marie-Ann Schwenk
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